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Liebe Besucherinnen und Besucher,

 

Das Licht der Welt habe ich Ende der 60er Jahre in Prizren/Kosovo erblickt.

 

Meine Familie ist eine Großfamilie, die der ethnischen Minderheit der Roma angehört.

 

Meine Kindheit ist sehr glücklich verlaufen. Ich bin in wirtschaftlich gut geordneten Verhältnissen aufgewachsen. Neben meiner sozusagen natürlichen Muttersprache Romanes habe ich auch Albanisch, Serbo-Kroatisch und Türkisch als umgebende Muttersprachen in Wort und Schrift gelernt. Wie jedes Kind habe ich die staatliche Schule besucht, wobei ich eine begeisterte Schülerin war. Folgerichtig habe ich meine Schulausbildung einschließlich der zugehörigen Berufsausbildung mit 19 Jahren erfolgreich abgeschlossen. Damit stand mir der Weg auf die Universität offen, und den habe ich als eines der ganz, ganz, ganz wenigen Roma-Mädchen an der Medizinischen Fakultät der Universität Prishtina beschritten.

 

Schon damals habe ich Musik- und Kulturfestivals organisiert, z.B. im Rahmen des Schuljahrestages sowie von Kultur-Vereinen. Später habe ich diese Aktivitäten im Rahmen des traditionellen Internationalen Roma-Tages am 8. April oder anlässlich von Roma-Hochzeiten fortgesetzt. Auch bei Rezitationen, Choreographien, öffentlichen Aufführungen aller Art habe ich mich eingebracht – und es hat mir Spaß und Freude gemacht; für’s Leben – bis heute !!!

 

Die Ereignisse der frühen 90er Jahre sowie persönliche Umstände haben dazu geführt, dass ich mein Studium nicht mehr abschließen konnte. Mein Lebensweg führte mich stattdessen nach Deutschland.

 

Da ich nicht als Asylbewerberin nach Deutschland gekommen war, fand ich schnell Arbeit und lernte zügig deutsch. Sobald mein heimischer Schulabschluss als Fachabitur anerkannt worden war, nahm ich eine mehrjährige Berufsausbildung auf und schloss sie 2002 erfolgreich ab. Im Zeitraum 2012 bis 2015 entdeckte ich eine besondere Neigung für den Bereich Sport und erwarb auf dem Gebiet Sport und Gesundheit einige Zusatzqualifikationen. Seit nunmehr 25 Jahren besitze ich die deutsche Staatsangehörigkeit. Ich bin glücklich, hier zu leben und zu arbeiten, im festen Gefühl, voll integriert zu sein. Und ich versuche aktiv, meinen Beitrag zu leisten zu einer friedlichen, pluralistischen, freiheitlichen, demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaft.

 

Dazu setze ich mich gesellschaftlich ein und drücke mich künstlerisch in vielfacher Weise aus. Engagement für ausgewogene Integration der Roma in Deutschland, Motivierung meiner Ethnie zu mehr Eigenleistung, Teilnahme am interkulturellen Dialog – insbesondere in den Bereichen Kunst, Kultur, Bildung und Gesundheit – sind meine Hauptanliegen als aktive deutsche Staatsbürgerin und zugleich ihrer Identität voll bewusste und stolze Romni. Dazu habe ich auch den Verein « Die Chance e.V. » gegründet, deren Vorsitzende ich bin. Konkrete Projektarbeit – ergänzt um intensive Vortragstätigkeit – ist mir ganz, ganz wichtig, denn ich halte sie für eine der besten Möglichkeiten, gezielt und fokussiert klar definierte und messbare Erfolge zu erzielen.

 

Als Künstlerin widme ich mich vor allem der Fotographie und Malerei. Aber es gibt kaum einen Kunstbereich, dem meine Passion als Künstlerin nicht auch gelten würde. Musik und Tanz seien hier ebenfalls eigens erwähnt. Und natürlich die Literatur.

 

Denn als Autorin versuche ich, beides – gesellschaftliches bzw. gesellschaftspolitisches sowie künstlerisches Engagement – miteinander zu verbinden. Von diesem Bestreben zeugt mein im April 2017 erschienenes Buch « Romani Rose – Ein Leben für die Menschenrechte ». Es handelt sich dabei um die erste Dokumentation des Lebenswerkes von Romani Rose, dem Mit-Gründer und langjährigen Vorsitzenden des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, sowie der Bürgerrechtsarbeit Deutscher Sinti und Roma, geschrieben von einer Romni und ausgestattet u.a. mit einer Vielzahl eigener Fotos.

 

Kunst und zugleich gesellschaftliches Engagement; deutsche Staatsbürgerin und zugleich ihrer ethnischen Identität bewusste Romni; Brückenbauerin unter Verwendung des konstruktiven Dialogs und der umfassenden künstlerischen Gestaltung als Ausdrucksmittel – das ist es, was mich ausmacht, das ist es, wofür ich stehe, das ist es, wofür ich eintrete.